Besuch des Generalkonsulats der Islamischen Republik Afghanistan

Am 09.11. 2017 besuchte der Arbeitskreis Sicherheitspolitik Universität Münster zum ersten Mal überhaupt einen offiziellen Vertreter eines Staates, Herrn Generalkonsul Sayed Niamatullah Sayer, im Generalkonsulat der Islamischen Republik Afghanistan in Bonn.

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Herr Generalkonsul Sayer empfängt den Arbeitskreis im Generalkonsulat in Bonn. ©Asium

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Nach der Exkursion in den UN-Campus in Bonn zielte unser nächste Besuch erneut in die alte Bundeshauptstadt. Herr Generalkonsul Sayed Niamatullah Sayer begrüßte unseren Arbeitskreis Sicherheitspolitik Universität Münster in dem afghanischen Generalkonsulat, welches etwas außerhalb des Stadtkernes, in Bonn-Ückesdorf, liegt.

Nach einem herzlichen Empfang bei Tee und Kaffee stieg Herr Generalkonsul Sayer, der einen Tag zuvor noch auf Dienstreise in Kabul war, inhaltlich mit einem Vortrag auf die verschiedenen prekären sicherheitspolitischen Phasen des Staates Afghanistan ein. Ebenso wurden die geopolitische Signifikanz und die kulturellen und ethnischen Diversitäten des Staates dargelegt.

Bonn kam als Austragungsort des "Bonn-Agreements" im Dezember 2001 eine besondere Bedeutung zu, da diese Konferenz nach der Invasion der USA nach dem 11. September die Aushandlung des Wiederaufbaus der afghanischen Staatlichkeit vorsah. Die Einschätzung der aktuellen sicherheitspolitischen Situation innerhalb Afghanistans wurde analysiert, sowie das Resümee der Afghanistan-Mission diskutiert. Vor allem wurde der steigende Einfluss des Islamischen Staates auf afghanischem Staatsgebiet angesprochen, wobei das überlappende Verhältnis der Rückzugsgebiete der Taliban bzw. Rebellen des Islamischen Staates mit den Opium-Anbaugebieten problematisiert wurde. Die Rückzugsgebiete für Rebellen im Osten des Landes, die weit über die Grenzen zu Pakistan reichen, stellen eine sicherheitspolitische Schwachstelle dar. Hierbei offenbart sich das konfliktträchtige Verhältnis Afghanistans zu Pakistan, da die Grenzlinie bis heute von Seiten Afghanistans angefochten wird. Der Faktor Ressourcen und die damit verbundene Problematik der Sicherheitslage, sowie das wirtschaftliche Potenzial bei Befriedung der innerstaatlichen Konflikte stellten für uns neue Erkenntnisse dar, die für eine afghanische Sichtweise vonnöten sind. Weitere diskutierte Aspekte waren die gesellschaftliche Akzeptanz für die Taliban, die Korruption innerhalb des Staatsapparates, sowie die Oman-Friedensgespräche, die zuletzt in Maskat mit dem Oman als Vermittlerrolle stattfanden. Die vier Nationen am Verhandlungstisch sind die Quadrilateral Cooperation Group (QGC), Afghanistan, Pakistan, China und die USA. Hierbei wurde das Risiko diskutiert, der Taliban keine politische Stimme bei den Friedensverhandlungen einzugestehen. Donald Trumps neues Ansetzen der amerikanischen Afghanistan-Strategie mit der gewollten Truppenaufstockung und dem Hinweis, diese nur für sicherheitsbildende Maßnahmen, und nicht für staatsaufbauende Institutionenbildung zu verwenden, wurde mit Hinblick auf vorherige Afghanistanstrategien bewertet. Zuallerletzt wurde auch noch die Rolle der Frau und ihre verfassungsrechtliche Garantien angesprochen.

Wir danken dem Herrn Generalkonsul Sayed Niamatullah Sayer herzlichst für seine Einladung, und ausdrücklich dafür, jede Frage mit Tiefe und außenpolitischem Scharfsinn beantwortet zu haben. So war es für die Teilnehmenden unseres Arbeitskreises ein inhaltlich sehr intensives Treffen, aus welchem wir einen wertvollen Nutzen für die Betrachtung außenpolitischer Themen, die Afghanistan betreffen, ziehen konnten.

Auch danken möchten wir Frau Kraus, die bei der Organisation des Treffens tatkräfig mitgewirkt hat.

Für uns als Arbeitskreis stellte dieses Treffen ein Novum dar, welches uns mit neuer Begeisterung zu weiteren Treffen solcher Art motivieren wird.