Exkursion zum Bundesministerium der Verteidigung in Bonn und Besuch der „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“

Am 25.10. war es mal wieder so weit: Der ASIUM machte sich mit dem Bus auf den Weg zu einer Exkursion nach Bonn. Lest hier den Erfahrungsbericht eines unserer Mitglieder:

 

Die erste Exkursion des Semesters führte uns nach Bonn – Das Ergebnis war ein lehrreicher Tag, von dem jeder etwas mitnehmen konnte.

 

Für studentische Verhältnisse früh am Morgen brachen wir um 07:30 Uhr mit dem Bus von Münster aus auf. Ziel der Exkursion waren gleich zwei Orte: Am Vormittag hatten wir die Möglichkeit das Bundesministerium der Verteidigung in Bonn zu besuchen, um dort einen Vortrag zu der EU-Mission „Operation Sophia“ zu hören und nachmittags konnten wir einen Einblick in die „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ erhalten.

 

Am nominellen Erststitz des Bundesministerium der Verteidigung wurden wir durch Herrn Kapitänleutnant Siebenmorgen, einem Bezirksjugendoffizier der Bundeswehr, begrüßt. Nach einer kurzen Kaffeepause, die uns eine Möglichkeit zur Stärkung und zum ersten Austausch bot, stand der erste Programmpunkt des Tages an.

 

„Operation Sophia“ – die Marine als Seenotretter

Als im Jahr 2015 immer mehr Menschen über das Mittelmeer nach Europa flohen, beschlossen die EU-Außenminister eine Mission, die zum einen Schleuseraktivitäten im Mittelmeer bekämpfen und zum anderen ein Waffenembargo gegen Libyen, in dem seit 2011 ein Bürgerkrieg herrscht, durchsetzen sollte.

Auch Deutschland beteiligte sich – bis zur de facto Aussetzung der Mission Mitte 2019 – mit Schiffen der Marine. Deren Besatzungen wurde durch die Situation vor Ort schnell klar, dass ihre Hauptaufgabe darin bestehen würde, schiffbrüchige Menschen aus Seenot zu retten.

Einer der Marinesoldaten, der an diesem Einsatz beteiligt war, und uns somit Informationen und Eindrücke aus erster Hand liefern konnte, war Kapitänleutnant Siebenmorgen.

Anschaulich und offen berichtete er uns gegenüber über das Alltagsleben an Bord und die Herausforderungen, mit denen sich die Besatzungen der Schiffe von der Rettung der Schiffbrüchigen bis hin zu deren Übergabe an die Aufnahmestellen auf Sizilien konfrontiert sah. Nicht nur die Unterbringung und Erfassung der Geretteten an Bord erforderte Lösungen – vor allem an Bord eines Schiffes, das nicht für die Aufnahme von so vielen Menschen konzipiert wurde – sondern auch Situationen, an die man zunächst nicht denken würde. Zum Beispiel hätten die Geretteten kein Sprudelwasser trinken wollen, da sie dieses aus ihrer Heimat nicht kannten und durch die Erlebnisse während ihrer Flucht durch Afrika soweit sensibilisiert waren, dass sie vermuteten, man hätte ihnen etwas ins Wasser gemischt.

Allen widrigen Umständen zum Trotz wusste Kapitänleutnant Siebenmorgen auch von schönen Momenten zu berichten: Ein Bild von geretteten Kinder mit ihren neuen Kuscheltieren wird uns wohl allen in Erinnerung bleiben.

Der lebhafte Vortrag, der mit eigenen Bildern hinterlegt war, half uns einen guten Eindruck davon zu bekommen, wie die komplexe Realität hinter einer Thematik aussieht, die wir sonst nur aus den Medien kennen.

 

Der Regierungsbunker - ein Relikt des Kalten Krieges

Südlich von Bonn liegt der ehemalige Regierungsbunker, in dem im Falle eines Atomkrieges die deutschen Verfassungsorgane mindestens 30 Tage lang untergebracht worden wären. Was während des Kalten Krieges noch als eine reale und bedrückende Gefahr wahrgenommen wurde, hielt man nach dem Fall der Mauer dann für so unwahrscheinlich, dass die ehemals 17 km lange Anlage aufgegeben und zurückgebaut wurde. Lediglich 203 m blieben bestehen, in denen sich heute die Dokumentationsstätte befindet.

Unsere Führung begann an den zwei jeweils 25 Tonnen schweren Toren, die die Anlage im Ernstfall verschlossen hätten, und zog uns mit jedem Schritt, den wir tiefer in die Anlage machten, weiter in eine Welt hinein, die uns heute, nur wenige Jahrzehnte später, fern und unwirklich vorkommt.

Durch eine Dekontaminationsanlage, in der sogar die alten Haartrockner noch vorhanden waren, ging es vorbei an Betriebsräumen und der Krankenstation bis hin zum Kabinettssaal und den Schlafzimmern der obersten Regierungsebene. Wenn man in die Räume blickte, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein schien, konnte man sich sehr gut vorstellen, wie der Alltag während der Übungen zur Hochzeit des Kalten Krieges ausgesehen haben mag. Hierzu trugen vor allem auch die vielen Anekdoten und das Fachwissen unseres Guides bei, der selbst früher als Techniker in der Bunkeranlage gearbeitet hatte.

Nach der 90-minütigen Führung tauchten wir wieder aus der Vergangenheit auf, jeder mit einer anderen Mischung aus mulmigem Gefühl und Faszination. Uns alle beschäftigte aber folgende Frage, die uns für die Rückfahrt mit auf den Weg gegeben wurde: „Sollten wir in Zeiten, in denen es weltweit eine Vielzahl von hoch-potenten Atomwaffen gibt, nicht viel eher auf Dialog setzen und Frieden schließen, als auf Bunkeranlagen, deren Schutzwirkung im Zweifelsfall nicht ausreichend ist?“.

 

Am Abend wieder zurück in Münster waren wir zwar alle etwas geschafft, jedoch überwogen die Erfahrungen des lehrreichen Tages.

Und die nächste Exkursion steht bereits wieder fest: Am 15. November fahren wir abermals nach Bonn. Dort besuchen wir den UN-Campus und anschließend das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit.