Vortragsabend: Eskalation im Ostkongo? - Ein Blick auf das postkoloniale Erbe, wiederkehrende (sexualisierte) Gräueltaten und reißerische Berichterstattung

Nachdem die Fortschritte der Rebellengruppierung M-23 in den vergangenen Wochen und Monaten zunehmend an Fahrt und Erfolg gewonnen haben, wurden an diesem Vortragsabend die Hintergründe, Entwicklungen und Folgen des Konflikts beleuchtet.

Der Osten der Demokratischen Republik Kongo leidet seit Jahrzehnten unter anhaltenden ethnischen Spannungen, wiederkehrenden Gewalttaten und Instabilität. Doch welche Rolle spielen die reichen Rohstoffvorkommen im Osten des Landes, vor allem in Nord- und Süd-Kivu und Ituri, dabei? Welche Gruppe verfolgt welche Ziele und kann auf welche Unterstützung zählen?  

 

Zuerst stellte Geeske Buß die koloniale Geschichte der Demokratischen Republik Kongo (DRK) dar, wobei besonders die Ausbeutung und brutalen Gewalttaten betont wurden. Die Grenzen der Berlin-Konferenz von 1884/85, sowie verschiedene (Verwaltungs-)Praktiken der ehemaligen belgischen Kolonialherren tragen bis heute dazu bei, dass die DRK von Konflikten geplagt wird.   

 

Danach wurden die Geschehnisse unter dem Mobutu-Regime und während des ersten und zweiten Kongokrieges beleuchtet. Gerade der ruandische Genozid von 1994 und der darauf folgende Machtwechsel in Kigali, sowie die massiven Fluchtbewegungen verschiedener Hutu-Stämme, tragen noch heute fundamental dazu bei, dass der Osten der DRK instabil bleibt. Auch die Nachkriegszeit, verschiedene politische Machtwechsel und die aktuelle Konfliktlage wurden erläutert, wobei besonders die Rebellenmiliz M23 in den Fokus gerückt wurde.   

 

Anschließend wurden die Opfer und Folgen des Konflikts aufgearbeitet, woraufhin Emma Voss mit einer politikwissenschaftlichen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, ihrer Wahrnehmung und Darstellung in westlichen Medien oder Diskursen sowie dem Problem der Kommerzialisierung humanitärer Hilfe fortsetzte. Dabei wurden Schwerpunkt bei der Erläuterung des Kriegswaffen-Paradigmas und des Gewalt-Kontinuum-Paradigmas gesetzt.   

 

Insgesamt konnten die Teilnehmenden einen umfassenden Überblick über die aktuelle Lage und ihre Hintergründe, sowie eine differenzierte Betrachtungsweise westlicher Diskurse gewinnen. Nach einer regen Fragen- und Diskussionsrunde konnte der Vortragsabend seinen Ausklang in einem inoffiziellen Setting bei kühlen Getränken finden.