Online-Seminar zur OSZE-Wahlbeobachtung

Zwei Wahlbeobachtungsmissionen, unzählige Geschichten – Martin Hortig berichtete uns vergangen Dienstag von seinen Einsätzen in Kasachstan und in der Ukraine

Als Verwaltungsjurist, ehemaliger Kreisrat und Reservist bei der Bundeswehr geht Martin Hortig den verschiedensten Tätigkeiten nach. Jedoch dürfte kaum eine so abwechslungs- und lehrreich sein, wie seine Tätigkeit als OSZE-Wahlbeobachter. Wie läuft denn nun so eine Wahlbeobachtungsmission ab und was erlebt man dabei? Martin Hortig hat uns davon berichtet.

 

Als Wahlbeobachter reise man kurz vor der Wahl in das Beobachtungsland ein, das einen eingeladen hätte. Die eigentliche Mission beginne aber schon viel früher, durch Langzeitwahlbeobachter, die das Geschehen vor Ort über Monate beobachten. Nach der Ankunft beziehe man das Hotel – sofern dies überhaupt existiere, auch dies sei schon vorgekommen – und würde sich dann zwei Tage auf die Beobachtungsmission vorbereiten. Am Tag der Wahl sei man ab früh morgens dann in einem kleinen Team bestehend aus zwei Beobachtern, Fahrer und Dolmetscher unterwegs, mit denen man vorher zufällig ausgewählte Wahllokale abfahren würde, um die ordnungsgemäße Wahldurchführung zu überprüfen.

 

Dabei solle man die Gegebenheiten vor Ort immer mit einzubeziehen. Ist es zwingend nötig die Wahlhelfer in einem Krankenhaus dafür zu melden, dass die Wahlurne nicht mir Draht verschlossen wurde, da man ihn an anderer Stelle dringender benötigte? Oder sei sofort auf dem Bewertungszettel das Kreuz bei „Family-Voting“ zu setzen, wenn die Eltern mit ihrem Kind die Wahlkabine betreten oder die ältere Dame die „seit 40 Jahren ohne Probleme für ihren Mann stimme“ dies auch in diesem Jahr wieder tun wolle? Das Wichtigste sei in diesen Situationen „menschlich zu bewerten“ und im Hinterkopf zu behalten, dass in weniger demokratisch geprägten Staaten eine schlechte Bewertung der Wahlhelfer schnell „nicht so schöne Konsequenzen“ für diese haben könne.

 

Nachdem man den ganzen Tag Wahllokale angefahren sei – mit den einzigen Möglichkeiten sich auszuruhen auf den Autofahrten zwischen den Lokalen, oft auf Straßen, die wir nicht als solche bezeichnen würden – stände abends meist noch eine Beobachtung der zentralen Bezirksauszählung an. Und diese könne sich schon mal gerne bis in die frühen Morgenstunden hinziehen. Ein 36 Stunden Tag sei somit keine Seltenheit. Die Unterbringung für das Debriefing aller Wahlbeobachter sei dafür dann aber meist sehr nett.

 

Aber nicht nur über den Ablauf einer Wahlbeobachtungsmission wusste Herr Hortig uns zu berichten. Der Vortrag war mit zahlreichen Bildern aus den Missionen unterlegt, anhand derer Herr Hortig uns jeweils landeskundliche Erklärungen lieferte. So bekamen wir nicht nur einen guten Eindruck einer Wahlbeobachtungsmission, sondern lernten nebenbei noch einiges über das Leben in Kasachstan und der Ukraine.


Wir bedanken uns ganz herzlich bei unserem Referenten für den äußerst informativen und kurzweiligen Vortrag!